Über das Jahr 2017, Markttrends, wie vjoon damit umgeht und was Kunden für 2018 erwarten können – Carsten sprach im Interview mit Andreas Schrader, CEO von vjoon.
C: Andreas, es ist Dezember und damit der typische Zeitpunkt für einen Rückblick auf das ablaufende Geschäftsjahr 2017. Was hat Dich dieses Jahr beschäftigt?
A: Der Markt an sich bot dieses Jahr wenig Überraschendes, insofern haben uns vor allem verschiedene größere Kundenprojekte, natürlich die Weiterentwicklung von vjoon K4, aber auch langfristige strategische Überlegungen beschäftigt.
C: Die Weiterentwicklung von vjoon K4 ist aus Kundensicht eines der drängendsten Themen. Alle Wünsche und auch eigene Ideen zeitlich unter einen Hut zu bekommen, erscheint oft wie die Quadratur des Kreises – wie gehen Product Management und Entwicklungsmannschaft damit um?
A: Es gilt letztlich das magische Dreieck von Zeit, Qualität und Kosten. Allein dadurch lassen sich manche Dinge entsprechend einordnen. Auf der anderen Seite, und viele unserer Partner und Kunden wissen das, sind wir Fans von durchdachten Features. Wir folgen dabei nicht immer den ausgetretenen Pfaden, sondern gehen oft auch einen anderen, manchmal sogar zeitaufwändigeren Weg, von dem wir aber überzeugt sind, dass er die Kunden besser unterstützt.
Dass wir viele Ideen und Wünsche implementieren, verdeutlicht vjoon K4 mit Version 7 sehr eindrucksvoll. Bisher haben wir rund 20 größere Features, zahlreiche technische und UI-Verbesserungen sowie natürlich auch verschiedene Bug-Fixes gebracht. Unter den neuen Features finden sich u.a. der Approval Manager, der erweiterte Web-Editor, Single-Sign-On– und Twixl-Integration sowie die Storage Engine. Letztere ermöglicht ein extrem schlankes Management der Assets bei geringem Datenbankvolumen, automatisierte Snapshots und Wiederherstellungprozesse sowie den Betrieb der kompletten Produktionsumgebung in der Cloud. Sie ist in ihrer Art einzigartig im Markt, was sich auch bei den Verkaufszahlen widerspiegelt: Viele unserer Kunden arbeiten bereits mit der Storage Engine und wir erhalten regelmäßig neue Bestellungen – damit ist sie eine echte Erfolgsstory.
C: Apropos Erfolgsstory – vjoon K4 gibt es inzwischen seit 18 Jahren. Wie geht es damit weiter?
A: Ja, das ist schon eine lange Zeit und es war ja auch das erste InDesign-basierte Magazin-Publishing-System weltweit. Und in diesen Jahren haben wir vjoon K4 ja mehrmals neu geschrieben, denn ein Produkt-Lebenszyklus von 18 Jahren gibt es bei Software natürlich nicht. Aber dieses konstante Neu erfinden hat dazu geführt, dass vjoon K4 heute eines der führenden und vollumfänglichsten Systeme am Markt ist. Es geht bei Innovationen und Neuerungen stets voran – wie in den ersten Jahren beispielsweise bei der Unterstützung von Adobe InCopy und InDesign Server sowie später beim aufgabenbasierten Workflow, der Integration von DPS und AEM Mobile oder bei der Umsetzung des Unified Publishing Process. Es begeistert unsere Kunden und wird von ihnen mit dem Prädikat “Rock Solid” ausgezeichnet. Davon zeugt auch die hohe Kundentreue.
Wir sehen auf lange Sicht auch weiterhin einen Bedarf an Systemen, die sehr ausgefeilte Abläufe und Möglichkeiten eröffnen und bei denen die Benutzer mit einem hohen Detailgrad arbeiten können. Zudem haben wir noch viele weitere Ideen für neue Features, die vjoon K4 noch besser machen und die Kunden begeistern werden.
C: Wenn wir über Marktbedürfnisse reden, darf ein Thema natürlich nicht fehlen – der Wunsch, Website-Layouts per HTML-Editor zu gestalten. Hier gibt es auf dem Markt große Marketingversprechen und ebenso große Kundenwünsche …
A: Wir haben das mit vielen Kunden diskutiert und es ist schon ein verlockender Gedanke, mit sogenannten HTML-Authoring-Tools auf die Schnelle eine gestaltete HTML-Seite erstellen zu können. Nur, ähnlich wie früher bei Dreamweaver oder Muse, entsteht hier eine statische „Einzelseite“, die nur sehr schwer und mit großem Aufwand in Zusammenhang zu den bereits vorhandenen Inhalten im Web-CMS zu bringen ist. Zumal sich allen, die sonst immer über „medienneutralen“ Content sprechen, die Nackenhaare aufstellen müssten, wenn sie sich die verfügbaren Lösungsansätze ansehen.
C: Kannst Du das näher erläutern?
A: Im Grunde verläuft es bei vielen Lösungen wie folgt: Ich baue mit meinem Editor eine statische Seite zusammen, habe eine tolle Vorschau auf mein Ergebnis und – reiße dann Layout und Inhalt wieder auseinander, exportiere den Inhalt zum Web-CMS, welches diesen dann wiederum in sein eigenes Template einfließen lässt und so dynamisch die Seite generiert. Warum sollte ich einen derart hohen Aufwand betreiben? Da wäre es doch viel einfacher und schneller, die von vjoon K4 gelieferten Daten direkt im Web-CMS zu bearbeiten.
Bei den auf den Markt befindlichen Lösungen reden wir ja nicht über komplizierte Raketentechnik – es ist technisch relativ überschaubar, ein ähnliches browserbasiertes HTML-Authoring-Tool zu entwickeln, aber das löst das eben skizzierte Problem trotzdem nicht. Wir haben das auch mit den ganz großen Softwarekonzernen diskutiert und auch hier ergab sich kein brauchbarer Lösungsansatz für einen Ablauf im professionellen Umfeld. Sollte es da aber doch noch zu einem Durchbruch kommen, werden wir unsere Kunden natürlich auch entsprechend unterstützen. Zudem bietet vjoon K4 ohnehin schon seit einigen Jahren einen Web-Editor für HTML und ICML, mit dem Content strukturiert erfasst werden kann.
C: Es ist ja ein offenes Geheimnis im Markt, dass vjoon sich seit einiger Zeit schon intensiv mit dem Thema DAM auseinandersetzt. Wohin geht die Reise da?
A: In der Vergangenheit haben wir vor allem darauf gesetzt, die DAM-Funktionalität in vjoon K4 auszubauen. Schon heute können Bilder-Workflows, umfangreiche Metadaten und alle produktionsrelevanten Assets in vjoon K4 verwaltet werden. Die Paletten im Browser-Client oder auch in InDesign und InCopy verfügen über zahlreiche Abfrage- und Filtermöglichkeiten, inklusive Volltextsuche, sowie einer Darstellung der Ergebnisse in Form einer Bilder- oder Layout-Vorschau. Alle Bilder, Videos, Texte, usw., die über die Produktionsdaten hinausgehen, werden zum Beispiel per File-Server oder über integrierte Drittsysteme verwaltet. Ebenso die zur Archivierung exportierten fertigen Publikationen. Aufgrund der guten Erfahrungen setzen wir auch in Zukunft auf die gute Zusammenarbeit mit anderen DAM-Anbietern, wollen aber unser Know-how im Sinne der Kunden einsetzen und als Alternative auch eine eigene, optimal integrierte Lösung für diesen Zweck anbieten.
C: Wann werden die ersten Kunden dieses neue Produkt sehen?
A: Das wird sicher noch etwas dauern, aber wir haben bereits vor einiger Zeit begonnen, ein zweites Entwicklungsteam aufzubauen. Inzwischen haben wir die Phase der Technologieauswahl hinter uns gelassen und testen erste unterschiedliche Prototypen. Um Dinge wie Performance, Featureset und UI für eine optimale User Experience anzupassen, werden wir das Testing zu einem späteren Zeitpunkt natürlich auch auf ausgewählte Kunden ausweiten. Offiziell vorstellen werden wir es dann auf der nächsten vjoonity – zusammen mit einer entsprechend neuen Version von vjoon K4.
C: Die Analyse der Trends und Entwicklungen im Markt ist essenziell, wenn es um strategische Produktentscheidungen geht. Welche Tendenzen und Strömungen findest Du besonders interessant?
A: Wir glauben, dass es einen Bedarf an Lösungen gibt, die sich leichter anfühlen und die nicht zwingend eine verlagsorientierte Produktion im Mittelpunkt haben. Die junge Generation der Content-Marketer und Digital-Natives ist im Browser zu Hause, arbeitet Content-First. Fügt Text, Bilder und Videos aus einer Datenbank per Drag and Drop zusammen, vernetzt das Team über Trello und/oder Google Docs, erstellt “on the fly” Workflows in Slack, um die Inhalte beispielsweise über Hootsuite, WordPress oder HubSpot zu verteilen. Wir reden hier über eine völlig andere Herangehensweise als wir sie bei den bisherigen Systemen voraussetzen. Etablierte Werkzeuge, wie InDesign, InCopy oder auch QuarkXPress werden durchaus in Frage gestellt. Es geht um mehr Geschwindigkeit, Flexibilität und natürlich auch Kosten, aber vor allem: einfache Handhabung. Niemand hat mehr Zeit für monatelange Schulungen. Das gilt übrigens auch für die Systemadministration oder gar die IT-Infrastruktur.
Es liegt auf der Hand, das hier eine völlig neue Generation von Systemen benötigt wird, zu der es bisher keine oder nur sehr unzureichende Angebote gibt. Die Funktionalität vieler Einsteigersysteme erschöpft sich schnell, wenn es um das Arbeiten in professionellen Umgebungen geht und selbst etablierte Anbieter gehen nur halbe Schritte und sind noch weit entfernt von dem, was wirklich gefordert ist. Bei der Entwicklung unserer zukünftigen DAM-Lösung werden diese Erkenntnisse bereits genutzt. So steht für uns beispielsweise die einfache Handhabung, auch im Verbund mit anderen Systemen, ganz oben auf der Liste.
C: Wir haben mit dem Rückblick auf das Jahr 2017 begonnen und sind jetzt bereits bei der Zukunft. Was erwartest Du insgesamt für das Jahr 2018?
A: Das Unternehmen bleibt ein unabhängiger, starker Player im Markt. Die Grundlage dazu bilden unsere hochqualifizierten Mitarbeiter und das exzellente, weltweite Partnernetzwerk. Und auch, wenn wir seit einiger Zeit unseren direkten Kundenkontakt ausgebaut haben, setzen wir in Sachen Vertrieb, Systemintegration und Support weiter auf unsere Partner. Wir haben aber auch wichtige, zukunftsorientierte Entscheidungen getroffen, die unser Gesicht nach außen verändern und unser Wachstum sichern werden. Dazu gehören beispielsweise die Erweiterung unseres Produktportfolios und die damit einhergehende personelle Aufstockung. Davon werden sowohl unsere Partner als auch unsere Kunden ganz klar profitieren. Nicht nur im kommenden Jahr.
C: Andreas, vielen Dank für das Gespräch.